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05. 01. 2007

Buon compleanno Umberto Eco

Heute wird der Schriftsteller und Wissenschaftler Umberto Eco 75 Jahre alt. Hierzulande ist Eco vor allem für seine Romane "Das Foucaultsche Pendel" und "Der Name der Rose" bekannt. Doch bereits in den Sechzigern hatte er sich als Essayist einen Namen gemacht, unter anderem mit erstaunlich offenen Analysen von Trivialliteratur und Comics.

Eco (5k image)Ob "hohe" Literatur, wissenschaftliche Abhandlungen, Schundromane oder Comics - für den Zeichenwissenschaftler und Vielleser Eco hat alles seine Berechtigung und Aussagekraft. Es ist kein Zufall, dass der gedächtnislose Held des Romans "Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana" (2004) sich alter Comics und Romanhefte bedient, um seine Vergangenheit zu rekonstruieren. In der Aufsatzsammlung "Apolyptiker und Integrierte" legt Eco 1964 den Grundstein für diese Arbeit, indem er mit der Begeisterung des Fans und der inhaltlichen Distanz des Literaturkritikers der Massenkultur nähert. Damit findet er einen dritten Weg zwischen den titelgebenden "Apokalyptikern", die in der Trivialkultur immer und überall das Schlimmste sehen, und den "Integrierten", die nicht genug Distanz aufbauen können, um die Massenkultur wirklich zu beurteilen. Das Buch sollte noch jahrelang mehr oder weniger der einzige Beleg bleiben, dass es möglich ist, einen gebildeten Diskurs über Comics zu führen. Erst Ende der Sechziger wurde diese Haltung langsam in einigen Kreisen salonfähig.

Ohne dabei das ganze Superhelden-Ding als Schrott abzutun, analysiert Eco beispielsweise, warum Superman es nicht schafft, über den engen Rahmen seiner Moral hinauszuwachsen: "Man hat, mit Gründen, gesagt, Superman sei das eklatante Beispiel eines STAATSBÜRGERLICHEN Bewusstseins, das vom POLITISCHEN Bewusstsein abgetrennt ist. Sein Bürgersinn ist perfekt, doch er bewegt und bekundet sich in den Grenzen einer kleinen geschlossenen Gemeinschaft."

Begeisterter zeigt sich der bekennende Comicfan, der auch Vorworte für u. A. Hugo Pratt und Will Eisner geschrieben hat, von Steve Canyon und - im vielleicht bekanntesten Aufsatz des Buches - den Peanuts: "Diese Kinder gehen uns nahe; sie sind die unheimlichen miniaturisierten Repräsentanten der Neurosen eines Bürgers der Industriekultur. Sie gehen uns nahe, weil sie, wie wir gewahren, Monstren sind, zu denen wir Erwachsene sie gemacht haben."

Ein Motiv, das sich durch Ecos Romane zieht, ist die Kindheitserinnerung. Vielleicht ist es einfach seine lebendige Erinnerung an die Kindheit, die ihn später so empfänglich für das Potential der Comics gemacht hat, als andere in seinem Alter keinen Zugang zu den bunten Heftchen fanden.

"Es war eine andere Welt, die mir den korrekten Gebrauch der Sprache hätte verderben müssen, den mir die Schule beizubringen versuchte", läßt Eco vierzig Jahre nach "Apokalyptiker und Integrierte" seinen gedächtnislosen Romanhelden über die Comics sagen. "Aber was machte das schon? In diesen Heften voller Grammatikfehler bin ich anderen Helden als denen begegnet, die mir von der offiziellen Kultur vorgesetzt wurden, und vielleicht haben mich diese Zeichnungen in vulgären Farben (die aber so hypnotisch waren!) zu einer anderen Sicht von Gut und Böse gebracht. (...) Ich las die Schullesebücher UND die Comics, und es waren vermutlich die Comics, durch die ich mir mühsam ein politisches Bewusstsein erwarb."



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