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18. 11. 2008
Von Mäusen und Menschen
Man kann von Micky Maus und der Disney Corporation halten, was man will, aber eins dürfte unumstritten sein: Ohne die Maus sähe die Welt der Comics heute wesentlich anders aus. Den Grundstein für das spätere Maus-Imperium legte Disney vor genau 80 Jahren mit dem Trickfilm "Steamboat Willie". Durch damals bahnbrechende Technik (Ton!) und eine Hauptfigur, die den Nerv der Zeit traf, wurde Disney zum bestimmenden Faktor in der Entwicklung des jungen Mediums Trickfilm, eine Position, die er bald auch in anderen Bereichen - Comics, Freizeitparks - beanspruchte. (Von da bis zur Titelgebung der Entenstraße war es dann auch nicht mehr so weit.)
Im Grunde ist alles Wissenswerte über Micky Maus in den letzten Wochen gesagt worden, und die Älteren von uns werden sich erinnern, dieselben Geschichten bereits vor 5, 20 oder 30 Jahren zum 75., 60. oder 50. Geburtstag gehört zu haben. Auch die kritischen Positionen, etwa zu Disneys restriktiver Copyright-Politik, dürften bekannt sein. Die Ironie, dass ausgerchnet Disney seinen Weltruhm mehr oder weniger auf einem Plagiat aufgebaut hat, wird etwa in Lawrence Lessigs "Free Culture" gewürdigt.
PANEL, das Magazin, das immer eine Ecke weiter geht, hält sich deshalb mit den Kommentaren zurück und präsentiert zur Feier des Tages die Vorlage zu dem Film, der Disneys und Mickys Weltruhm begründete: "Steamboat Bill Jr.", das Original von Charles Reisner und Buster Keaton.*
*) Solche "Aneignungen" waren damals übrigens üblich und galten auch nicht als verwerflich. Die Cartoons jener Zeit bedienten sich freimütig quer durch die Populärkultur. Disneys spätere Märchenadaptionen verstehen sich in derselben Tradition. Auch der Buster-Keaton-Film ist seinerseits eine Adaption des Liedes "Steamboat Bill", das in der Disney-Version wiederum vorkommt.
