In Berlin eröffnet morgen das 13. internationale literaturfestival. Ein Schwerpunktthema des diesjährigen Festivals ist der Comic. Höhepunkte des Comicprogramms sind die Ausstellung "Comics aus Berlin. Bilder einer Stadt", die bereits heute abend eröffnet, der Graphic Novel Day am 8. September mit mehreren Veranstaltungen und das bereits gestern vorgestellte Manifest für mehr Förderung von Comics.
Unter dem Motto "Comic ist Kunst. Das muss jetzt auch die Kulturpolitik verstehen" stellen die Autoren fest, dass die kulturelle Förderpraxis für Comic-Projekte der zunehmenden Bedeutung des Mediums auch außerhalb der Szene nicht mehr gerecht wird, und fordern neben größerer Anerkennung in Politik und Gesellschaft auch konkrete Comic-spezifische Fördergelder sowie die Einrichtung eines "deutschen Comicinstitutes, das Künstler zusammenführt, ihre Arbeit wissenschaftlich reflektiert und der kulturellen Bildung dient".
Zu den etwa 80 Erstunterzeichnern zählen Comicschaffende wie Martin tom Dieck, Ulli Lust, Anke Feuchtenberger, Mawil, Barbara Yelin, Gerhard Seyfried, die PANEL-Mitstreiter Elke Steiner, diceindustries und Jens Harder sowie andere Persönlichkeiten aus dem Verlags-, Literatur- und Kulturbereich wie Bela B., Caroline Link, Ulrich Wickert, Weserburg-Kurator Ingo Clauß (verantwortlich für die von PANEL mit präsentierte Ausstellung KABOOM - Comic in der Kunst), Comic-Salon-Leiter Bodo Birk und viele andere.
Das vollständige Manifest kann auf der Webseite der Literaturtage eingesehen und mitgezeichnet werden.
Wie eigentlich immer, wenn solche oder ähnliche Manifeste veröffentlicht werden, ist auch dieses bisher durchaus kontrovers diskutiert worden. Stellvertretend sei hier nur Blogger-Kollege Millus genannt, der seine Kritik an einer umfassenden Liste von existenten Fördermöglichektien aufhängt. Die Forderung nach eigener Förderung hat halt auch immer den Beigeschmack, dass es für "normale" Förderung nicht reiche. Allerdings sind die Unterzeichner des Aufrufs bisher nicht gerade für tatenloses Beklagen der Umstände bekannt, sondern dafür, im bestehenden Rahmen beachtliche Comics zu veröffentlichen. Und dass sich die deutschsprachige Comicszene auch im Kreis anderer Künste nicht verstecken muss, wissen PANEL-Leser eh seit Jahren.
Wenn am Ende nur mehr Aufmerksamkeit für Comicprojekte bei "normalen" Kulturfördertöpfen herauskommt, oder auch nur eine breitere Diskussion über Comics als Kunstform, dann ist das ja auch schon ein Erfolg.