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PANEL Online, Ausgabe eins, März 2006 PatinaNeues von unter dem SchreibtischViel ist passiert in der Comicwelt, seit wir die Panel-Seite neu gestartet haben. Nicht alles konnten wir in unserem Nachrichtenbereich berücksichtigen. Manchmal erreichte uns die Nachricht erst zu spät, oder es war dann doch nicht sooo wichtig, oder wir hatten schon so viele Nachrichten aus dem US-Markt (achtet mal drauf), oder wir konnten eine Nachricht nicht bestätigen, oder wir hatten einfach keine Zeit, einer Meldung nachzugehen. Einiges von dem, was hinten runtergefallen ist, war aber doch so interessant, dass wir es beim Aufräumen nicht übers Herz gebracht haben, es wegzuschmeißen. Diese Meldungen haben wir hier gesammelt, um sie nochmal zu würdigen.
Post-Dada in Gotham
Im April 2005 sendete der Deutschlandfunk im Rahmen des "Lyrik-Kalenders"
den amüsanten Achtzeiler "Batman und Robin" von Hans Carl Artmann. Die
kurze Lesung wurde mehrmals über den ganzen Tag verteilt ausgestrahlt. Where's Neil when you need him?Neil Gaiman ist Kult. Und irgendwie Rock'n'Roll. Der Comicautor mit den meisten Tori-Amos-Song-Erwähnungen wird im Juli mit einem Album gewürdigt, in dem sich verschiedene Musiker seiner Texte, Geschichten, Figuren und so weiter annehmen. Der Arbeitstitel ist "Where's Neil when you need him", und neben Tori Amos werden unter Anderem Thea Gilmore, Deine Lakaien, Joachim Witt (!) und Lunascape vertreten sein. Die genaue Playlist findet sich auf der Webseite des Labels. Der Beitrag von Lunascape ist übrigens vorab bei fabulist.org veröfentlicht worden. SuperjammerNoch mehr Musik: Emocore ist in, und Superman wäre es auch gerne wieder. Was liegt also näher als eine CD mit Superman-Songs im Emo-Stil herauszubringen? Schließlich dürfen auch Helden mal Gefühle zeigen, oder? ODER? SOUNDS OF SUPERMAN enthält Beiträge von den Plain White T's, American Hi-Fi, Saveen und vielen mehr. Einiges ist gecovert, und allein die Auswahl der bekannten Titel klingt schon wieder vielversprechend: Nightmare Of You covern "Waitin' For A Superman" von den Flaming Lips (die schönste Superman-Ballade überhaupt, jedenfalls im Original), Royal wagen sich an die Dukes of Stratosphear (aka XTC) mit "Brainiac's Daughter", und The Sun spielen den Kinks-Song "(Wish I could Fly Like) Superman". Die vollständige Playlist gibt es bei The Great Curve. Um zu zeigen, dass wir wirklich dafür sind, wenn sich Helden auch mal von ihrer sanften Seite zeigen, unterstützen wir hiermit ausdrücklich Batman in seinem Bemühen, einen guten Einfluß auf Jugendliche auszuüben, festgehalten von den Kollegen bei Comic Foundry. In der Zwischenzeit hat der ansonsten übliche Machismo des Genres und aktuell Frank Millers Catwoman-Cover einen neuen (Gegen-)Trend ausgelöst: Männliche Superhelden, die so gezeigt werden wie ihre weiblichen Pendants! TMBereits vor Jahren haben zwei US-Comicverlage, die hier nicht genannt werden sollen, sich gemeinsam den Begriff "Superheld" als Marke schützen lassen. Man muss nicht Freikultur-Vorredner Cory Doctorow sein, um sich über eine solche Praxis aufzuregen. Andererseits, die Markengesetze in den USA lassen so was zu, und es ist wohl auch üblich. Eins der ersten bekannten Opfer war der Verlag Geek Punk, dessen Comic "Superhero Happy Hour" zu "Hero Happy Hour" umbenannt werden mußte. Wahrscheinlich wäre es sogar möglich, diese Marke vor Gericht anzufechten, aber dazu bräuchte es mehr Geld, als solche Kleinverlage aufbringen könnten. Wenn wir dem Rechtsprofessor Lawrence Lessig und seinem Buch "Free Culture" glauben können, ist das eine übliche Taktik großer Konzerne, eine neue Regelung zu erwirken: verklage jemanden, der sich nicht leisten kann, sich zur Wehr zu setzen, und im Nu hast Du ein rechtskräftiges Urteil - und eine Rechtspraxis, auf die Du dich berufen kannst. Aber selbst wenn wir für einen Moment annehmen, dass eine solche Aneignung erlaubt ist, können sich diese beiden Verlage nicht alles erlauben. Paul O'Brien hat in seiner Rubrik Article 10 bei Ninth Art die Unterschiede zwischen Copyright und Trademark hervorgearbeitet. Und das Blog Comics should be good kleiden das Thema in eine erhellende FAQ-Rubrik. Lovecraft läßt grüßen - Jenny Finn ist wieder da1999 brachte der amerikanische Comicverlag Oni Press vier Hefte mit dem Titel "Jenny Finn" heraus, bei denen Mike Mignola zusammen mit Troy Nixey als Autor tätig war. Lediglich die Covers hat Mignola gezeichnet. Die sehr eigenen und sperrigen, irgendwie europäisch wirkenden Schwarzweißzeichnungen kamen von Nixey. Inhaltlich geht es, wie so oft bei Mignola, sehr cthulhuid zu. Dabei ist den beiden eine handfeste Gruselgeschichte gelungen, die jedem Lovecraft-Liebhaber gefallen wird. Die vier Hefte waren damals in kürzester Zeit vergriffen, und erst 2005 haben die Verlage Boom Studios und Atomeka gemeinsam "Jenny Finn" in zwei Prestigealben wieder veröffentlicht. Umsonst und drinnen
Neue Comic-Webseiten werden uns alle diesen Sommer ziemlich blass aussehen lassen (bis auf die mit Laptop, die können rausgehen zum Lesen). Da ist zum Einen der US-Verlag Big Head Press, der gleich mit drei Reihen auftritt: "The Architect" von Mike Baron und Andie Tong, einer romantischen Horrorgeschichte, die lose auf dem Leben von Frank Lloyd Wright basiert; ferner "The Hook" von Baron und Gabe Eltaeb, einer Science Fiction-Geschichte über den Krieg zwischen verschiedenen Musikarten; und schließlich "Roswell, Texas", in dem das berühmteste UFO der US-Geschichte in einem alternativen Texas landet, das nicht zu den USA gehört. Wer sich seine Comics doch lieber ausdruckt und mit raus nimmt, dem sei Jason McNamaras und Tony Talberts Continuity empfohlen. Dieser Band erscheint vorab als freier Download (pdf, 13MB). Verleger Larry Young sieht ein perfektes Marketing-Instrument, wo andere nur potentiellen Diebstahl vermuten. Nun ja, es hat bei Büchern geholfen, die Verkäufe zu steigern, warum nicht auch bei Comics? Wer nach dem niedrig-auflösenden Scan doch lieber die Augen schonen und das Buch kaufen will, kann das ab Juni tun. Da draußen, hier drinnenEine andere ziemlich coole Preview ist schon etwas älter: Fell Nr. 1 von Warren Ellis und Ben Templesmith ist bereits letztes Jahr erscheinen, aber mit einer sehr dichten Erzählweise, wunderbaren Grafik und einem Preis von schlappen 2 Dollar gesegnet, und das kann man ruhig mal wieder erwähnen. Das Heft ist so erfolgreich, dass Image Comics es schon mehrmals nachdrucken musste und inzwischen vom "Fell-Format" gesprochen wird, wenn es um günstige aber hochwertige Comics geht. Hier wird das alles aber nur erwähnt, weil es eine perfekte Überleitung ist zu Warren Ellis' neuestem Projekt: Die Puny Humans ist ein Forum, in dem sich Interessierte über Fragen der Zukunft austauschen können. Um Comics geht es gar nicht, auch nicht um Comics der Zukunft. Dafür hat Ellis The Engine eingerichtet. Trotzdem mag der Reiz an Die Puny Humans darin liegen, dass die Seite Menschen aller Denk- und Himmelsrichtungen zusammenbringt - von Programmierern über Künstler und praktizierenden Magiern bis zu Wissenschaftlern und Aktivisten -, die aber zum größten Teil auch Comics mögen. MaxJähling & Andreas Keiser Illustrationen (von oben nach unten): Andreas Keiser, nach Konzepten von DC Comics, Dave McKean für Dancing Ferret Records, Karen für Oddity Collector, Mignola für Boom Studios/Atomeka und Dan Goldman für Act-I-Vate. |
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