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PANEL Online, Ausgabe eins, März 2006

Heute: Arabische Terroristen haben die Bombe
und nur ein Superheld kann die Welt noch retten

von StErn

Jack Shaheen, Professor für Mass Communications an der Southern Illinois University in Edwardsville, ist Spezialist für die stereotype Darstellung von Arabern in Filmen und TV-Serien. Mit seinem neuen Buch ”The Comic Book Arab” will er seine Thesen auch auf den Comicmarkt übertragen und analysiert derzeit all die Terroristen, Scheichs und Banditen mit Krummdolchen, die den US-Superhelden das Leben schwer machen. Obwohl sich Shasheen auch mit Serien wie “Donald Duck” oder “Tarzan” beschäftigt, gilt sein Hauptinteresse Amerikas bestrumpfhosten Wächtern von Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Der Araber ist in der Welt der Superhelden automatisch ein Bösewicht. Niemand sonst steht so sehr für das Böse im simplen Schwarz-Weiß-Schema dieser Serien, und die Liste der Beispiele ist lang. Alle Araber haben Harems, unterdrücken ihre Frauen und treiben banditenhaft ihr Unwesen. Sie lauern hinter Sanddünen, schmuggeln dauernd schmutzige Bomben nach Amerika oder sie kommen als mysteriöse Scheichs daher, die mittels Geld die Welt zu kontrollieren gedenken. Die arabisch-amerikanische Minderheit scheint zu klein, um sich zu wehren und außer Shasheen stört sich auch niemand daran.

Illustration: Andreas Keiser Seit dem 11. September kämpfen die Superhelden nicht mehr exklusiv auf den Straßen von Metropolis oder Gotham City (siehe auch “Spider-Man has left the building” in Panel#22). Captain America ist wieder an der Front und hat keine Zeit für Superschurken in Zirkuskostümen, wenn Amerika weltweit von Arabern bedroht wird. Superman und Batman verkauften schon in den Vierzigern Kriegsanleihen gegen die “Japanazis”. Für das Magazin “Look” vom 7. Februar 1940, fast zwei Jahre vor Pearl Harbour, entstand der klassische Zweiseiter “How Superman would end the war”: Supie bringt Hitler und Stalin vor die “League of Nations” artig nach Genf, wo man ihnen den Prozeß macht. Der 1919 entstandene Völkerbund stand Hitler nach Ausbruch des Krieges machtlos gegenüber. Nur US-Weltpolizist Superman konnte da helfen. Der Rest der Welt nur eine Quasselbande machtloser Funktionäre, die nicht hart genug durchgreift. So sieht Amerika heute auch die UNO, die in zahllosen Comicstories auf die Hilfe von Superman und Batman angewiesen sind.

In “Batman” Nr. 426-429 (DC Comics, 1988) wird der Joker vom Ayatollah Khomeini zum iranischen Botschafter an der UNO ernannt. Sein diplomatischer Status schützt ihn vor dem Zugriff der Superhelden. Er hält eine Rede vor der UNO und will die Abgeordneten mit Giftgas ermorden, aber Superman inhaliert das Gas mit seiner Superlunge. Die plumpe Propaganda strotzt vor dummen Fehlern (Batman spricht Farsi in Beirut!) und die arabische Welt wird unterwegs in grotesker Weise zu Amerikas wichtigstem Gegner stilisiert. Perser, Araber, Iraner, Libanesen, Shiiten, irgendwie alles Terroristen wie der Joker und irgendwie auch gegen Israel, also gegen Amerika. Ignoranz und Angst vermengten sich zu einer üblen Mischung von Vorurteilen. Böse auch Doug Moenchs 80er-Variante des schönen Marvel-Titels “Moon Knight”, mit dem Bill Sienkiewicz seinen Ruhm begründete. Der Held hat seine Mondkräfte vom ägyptischen Totengott Konshu und kämpft im Remake unentwegt gegen Anubis, den Schakal, einen bösen Scheich, der ein ägyptisches Imperium aufbauen will. Manche Beispiele sind auch lustig wie der Schurke Fassaud (“The Fantastic Four” Nr.308 & 309, 1987), ein böser reicher Scheich, der bei einem Unfall in ein “TV-Image” verwandelt wurde. Bei Ausflügen in die Welten von “G. I. Combat”, “Sgt. Rock” oder den aktuellen “Captain America” lachen die arabischen Freunde irgendwann nicht mehr.

Jack Shaheen hat mit “Reel Bad Arabs: How Hollywood Vilifies a People” (2001) bereits ein sehr gutes Buch geschrieben. Seine Studie “The Comic Book Arab” basiert auf einem Artikel aus The Link Nr. 5/1991, der auch im Netz steht: http://www.ameu.org/printer.asp?iid=142&aid=186.

Ursprünglich erschienen in PANEL Nr. 22

PANEL Online, Ausgabe eins, März 2006
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