wie heise.de berichtet, sind Fans des Cartoonisten Martin Perscheid von einem Hamburger Anwaltsbüro mit bis zu fünfstelligen Forderungen wegen der Veröffentlichung von Perscheid-Cartoons im Rahmen von nichtkommerziellen Fan-Seiten überzogen worden. Die Meldung führte zu heftigen, auch persönlichen, Angriffen enttäuschter Fans in Perscheids Gästebuch. Allerdings steckt nicht der Zeichner selber hinter der Forderung, sondern seine Agentur, Bulls Pressedienst.
Aktuell geht es vor allem um einen Fan, der 365 Perscheid-Cartoons auf seiner Seite hatte, sie aber auf Aufforderung der Bulls-Anwälte vor drei Jahren sofort herunternahm. Jetzt erhielt der ehemalige Webmaster eine Zahlungsaufforderung über 18.300 Euro als "angemessene Lizenzgebühr". Aus Sicht einer kommerziellen Verwertungsagentur ist das nicht viel Geld - handelt es sich doch um "nur" 50 Euro pro Bild. Allerdings berücksichtigt das Verhalten der Kanzlei in keiner Weise den nichtkommerziellen Charakter der Fanseite (nicht mal Werbung hatte die) und das einsichtige Verhalten des Webmasters im August 2003. Die Perspektive einer kommerziellen Vermarktung hier anzuwenden, kann deshalb durchaus als unangemessen gelten.
Perscheid, der im Ruf steht, selber nichts gegen die nichtkommerzielle Nutzung seiner Cartoons zu haben (zumindest in kleinen Mengen), hat sich inzwischen offiziell zu den Vorkommnissen geäußert: "(...) Nun würde es mich wundern, wenn nicht auch alle Fotografen, Grafiker und Cartoonistenkollegen, die ebenfalls für Bulls tätig sind, die Klausel in ihrem Vertrag stehen hätten, daß Bulls etwaigen Urheberrechtsverletzungen an deren Werk nachgehen wird. Wie sie das tun, ist im Vertrag nicht festgelegt, und ich kann nur wiederholen, daß Bulls die Anwälte vor drei Jahren auf zahlreiche Webmaster losgelassen hat, ohne mich vorher zu informieren.
Jetzt ist es natürlich unfair (soweit habt ihr alle recht), von einem Schüler aufgrund einer wahrscheinlich unbeabsichtigten Dummheit einen Betrag zu verlangen, der ihn über viele jahre zum Schuldner werden läßt. Allerdings hat sich der Betroffene bis jetzt nicht die Mühe gemacht, sich bei mir zu melden, ich weiß nicht mal seinen vollständigen Namen geschweige denn seine Emailadresse, und ihr müßt zugeben, daß es mir dadurch ein wenig erschwert wird, mich Bulls gegenüber für den Jungen zwecks Schadensbegrenzung einzusetzen."