Wenn es einen Comiczeichner gibt, den wir auch anlässlich seines 80. Geburtstages eigentlich gar nicht vorstellen müssen, ist es wohl Albert Uderzo, dessen ASTERIX - zumindest in Europa - so ziemlich jedes Kind kennen dürfte. Und jeder Erwachsene sowieso.
Uderzo wurde am 25. 4. 1927 in Reims geboren. Bereits früh träumte er davon, als Zeichner zu arbeiten, am besten bei Disney, dessen Charaktere ihn immer schon begeisterten. 1948 veröffentlichte er die ersten Comics mit Jean-Michel Charlier als Texter. Ab 1951 arbeitete er mit René Goscinny an verschiedenen Serien. Der heute bekanntesteTitel dieser Frühphase dürfte der Indianercomic UMPAH-PAH sein. 1959 entwickelten die beiden innerhalb einer Viertelstunde im Café ihre beiden bekanntesten Figuren, Asterix und Obelix. In der ZEIT sagte Uderzo dazu später: "Wenn wir gewusst hätten, wie wichtig man unsere Comics später nehmen würde, mit welcher Akribie Intellektuelle unsere Charaktere sezieren würden, hätten wir uns einige Monate Zeit genommen und nicht nur diese 15 Minuten."
Asterix wurde schnell international berühmt, auch in der Bundesrepublik, obwohl die Doppeldeutigkeit des militärisch besetzten Galliens hierzulande auch einiges Befremden hätte auslösen können. Rolf Kauka deutschte die Charaktere in einem ersten Versuch, sie zu übersetzen, ein und machte sie zu den Germanen Siggi und Barrabas - das Ergebnis war so misslungen, dass sich Uderzo und Goscinny die spätere Ehapa-Übersetzung zunächst ins Französische zurückübersetzen ließen, um Kontrolle über die deutsche Fassung zu haben. Dieselbe strenge Kontrollhaltung ließ Uderzo später gegenüber ASTERIX-Parodien und unlizensierten Bearbeitungen des Stoffes walten, was ihm in den Achtzigern einen Ruf als unerbittlicher Plagiatskläger einbrachte.
Nach Goscinnys Tod 1977 übernahm Uderzo die Szenarios. Diese gelangen ihm mal besser, mal schlechter, kamen aber nie an die Leistungen des Vorgängers heran. Dem Erfolg tat das keinen Abbruch. Heute ist jeder neue Asterix-Band ein Medienereignis, ungeachtet des zunehmenden Naserümpfens der Comic-Szene angesichts beliebigerer Plots und schlurigerer Zeichnungen. Man kann von den letzten ASTERIX-Bänden halten, was man will, aber eins ist unumstritten: Die Serie gehört mit zum Einflussreichsten, was das Medium in den letzten fünfzig Jahren hervorgebracht hat. Das Besondere ist dabei, dass ASTERIX auch mit Vorliebe von Nicht-Comic-Fans gelesen wird. Sogar die ignorantesten Comic-Gegner machen für die gedopten Gallier oft eine Ausnahme. Mit Zitaten aus der bildenden Kunst und natürlich Goscinnys geist- und anspielungsreichen Texten konnte Asterix auch kritische Geister überzeugen - mehr als die anderen Aushängeschilder des Mediums wie SPIROU und TINTIN, mehr auch als andere Goscinny- Serien wie ISNOGUD oder LUCKY LUKE. All diese Titel sind erfolgreich, auch weit über die bekennende Comicszene hinaus, aber kaum einer dieser Comics ist so angesehen und verbreitet wie ASTERIX. In dieser Breitenwirkung, von der in wechselndem Maß auch die restliche Comicszene profitiert, dürfte Uderzos größte Leistung liegen, die inzwischen auch mit mehreren bedeutenden Preisen (etwa 2004 dem Max-und-Moritz-Preis für sein Lebenswerk) gewürdigt wurde.