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Testosteron und Melancholie"Conan: Die Tochter des Frostgiganten" von Busiek und NordConan ist seit den Dreißiger Jahren ein fester Bestandteil der Pulp- und später Pop-Kultur. Die meisten Leser dürften ihn durch den Film "Conan der Barbar" kennen, der Arnold Schwarzenegger zum Star machte. In den darauffolgenden Jahren hat einerseits Conan Schwarzeneggers Image als tumber Muskelklotz definiert (in den Actionfilmen der frühen Achtziger wirkte er immer irgendwie deplatziert, so vollständig angezogen), andererseits ist auch Conans Image von der Darstellung durch den ehemaligen Bodybuilder geprägt. Dieses Bild ist nur teilweise richtig. Conan, 1932 von Hobby-Bodybuilder Robert E. Howard für das einflußreiche Pulp-Magazin "Weird Tales" geschaffen, war zwar einer der pursten Ausdrücke eines Genres, das ich mal "Testosteron-Fiktion" nennen möchte: Geschichten über muskelbepackte Männer, die durch rücksichtsloses Dreinschlagen in zahllosen Schlachten zu Ruhm und Ehre gelangen. In Conans Fall blieb der Ruhm nie von langer Dauer, denn die Welt des "Hyborischen Zeitalters", in der die Abenteuer spielen, ist nicht nur geprägt von Gewalt und Machtgier, sondern auch von Verrat und Korruption. Was den Geschichten einen melancholischen Touch verleiht, der anderen "Sword & Sorcery"-Titeln fehlt. Kurt Busiek geht in seiner Version von Conan, wie Roy Thomas in den Siebzigern, direkt an die Wurzel zurück. Originalgeschichten von Howard, deren Dialoge Busiek fast wörtlich übernimmt, werden mit eigenem Material zu einem großen Bogen verbunden. Die Rahmenhandlung, in der die Abenteuer aus alten Schriftrollen vorgelesen werden, erlaubt Busiek, zwischen den verschiedenen Phasen in Conans vielseitiger Biographie zu springen. In diesem Band ist die Titelgeschichte ein solches Howard-Original. Das erklärt auch, warum der Band nach dieser eigentlich nebensächlichen Geschichte benannt wurde. Eigentlich geht es um Conans Suche nach Hyperborea, das ihm als Ort des Friedens, der Kunst und des Fortschritts beschrieben wurde - genaugenommen alles, was jene Zeit nicht ist. Conan will da nicht leben, er weiß, das das nichts für ihn ist. Aber er will sich vergewissern, dass die Geschichten wahr sind, dass es neben all der Gewalt, die er erlebt und austeilt, noch ein Anderes gibt. Der Weg dorthin führt durch Mord, Krieg und Verrat. Schließlich findet er Hyperborea, aber nicht was er suchte. Hyperborea ist die totale Wohlstandsgesellschaft, die auf dem Rücken der Unterlegenen erbaut wurde - Reichtum und Glück bis hin zur völligen Dekadenz und Sinnlosigkeit für die einen, Sklaverei und Tod für die anderen. Conan, der immer schon etwas von einem Arbeiter hatte, der die große Maschine bedienen, aber nicht kontrollieren kann, tut, was er am besten versteht - dreinschlagen. Als er am Ende Rache schwört, ist nicht ganz klar, ob es für die Menschen ist, die auf dem Weg gestorben sind, oder für den zerstörten Traum. Dieser Kontrast zwischen der Welt wie sie ist und der Welt, wie sie Sinn ergeben würde, wenn sie so wäre, zieht uns in die Geschichte hinein und zeigt zugleich, warum Conan auch heute noch relevant sein kann. "Was Conan so ansprechend macht, ist die Idee des rohen Barbaren gegen die verfallende Zivilisation. Conan ist mächtig und frisch und mutig und direkt und leidenschaftlich und all das, und das Hyborische Zeitalter verfällt und ist korrupt und grausam und dreckig (...), und die Kräfte der Zivilisation versuchen, Conan zu zerstören oder kontrollieren oder zu korrumpieren, und sie schaffen es nicht", sagt Busiek im Interview. Und tatsächlich kriegen wir all das in dieser ersten Sammlung präsentiert. Die absichtliche Rückbesinnung an den Original-Conan schlägt sich auch in den Zeichnungen nieder. Das Team aus Cary Nord, Thomas Yeates und dem allgegenwärtigen Koloristen Dave Stewart setzt sich durch gemalte, manchmal übertriebene, aber immer lebendige und dick gestrichene Farben über den Original-Bleistiftzeichnungen gezielt vom Comichaften ab und erinnert an die gemalten Titelbilder der alten Pulp-Magazine, denen Conan entstammt. Dabei bleibt die Grafik meistens einfacher und ikonischer als bei anderen gemalten Comics, die zur Zeit eine Renaissance erleben (etwa Breretons "The Last Battle"). Dadurch bleibt die Gewalt, trotz expliziter Darstellungen, eher Nebensache, und es fällt leichter, bei der Handlung zu bleiben. Auch Busieks Kunstgriff, Schlachten auszusparen und an deren Ende einzusetzen, hilft. Auf diese Weise wird schnell klar, dass der neue Conan die Stories nicht als Vorwand für seitenlanges Gemetzel benutzt, wie das zuletzt bei der Marvel-Serie der Fall war, sondern die Schlachten vielmehr dazu dienen, die Story voranzubringen. Jäh
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