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Es war (schon) einmal (besser)

"Grimms Märchen" bei Ehapa

Bereits vor acht Jahren erschien Mazans brillante Comic-Adaption von Grimms „Tapferem Schneiderlein” in der Reihe „Illustrierte Kinder-Klassiker” bei Ehapa und räumte auch hierzulande gleich einen „Max & Moritz“-Preis ab. Doch ersetzen Auszeichnungen keine Verkaufszahlen, und so wurde die Serie (leider) bald wieder eingestellt. Der Erfolg der „Grimm“-Serie bei Zwerchfell ließ die Ehapa-Redaktion jetzt allerdings auf die Idee kommen einen Sammelband mit vier Adaptionen französischer ComickünstlerInnen nach den Gebrüdern Grimm herauszubringen.

Eröffnet wird der Reigen mit Philip Petits schwacher Fassung von „Hänsel und Gretel“. Die ungefilterte Rückübersetzung aus dem Französischen - ohne Überprüfung anhand des Grimmschen Originals - verstärkt den schwachen Eindruck zusätzlich. Direkt darauf folgt das absolute Highlight dieses eher überflüssigen Bandes: Mazans kongeniale Adaption des „Tapferen Schneiderleins”. Sein frischer, dynamischer Strich und erfrischender Witz peppen das altbackene Märchen auf, dass es eine echte Freude ist. Die Übersetzung von Judith Holfelder hebt sich qualitativ deutlich von den anderen Übersetzungen des Bandes (durch Klaus Jöken) ab, und das gute Handlettering ist um Längen besser als die sonst in diesem Band zum Zuge kommenden Computerschriften.

Im Anschluss folgt Cécile Chicaults Variation auf „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren”, wobei vor allem ihr niedlicher „Fantasy“-Strich nicht wirklich zu den Gruselelementen dieses eher düsteren Grimm-Märchens passt. Die Monster bzw. Teufel zum Beispiel bewegen sich optisch irgendwo zwischen den Hobbits und dem Urmel aus dem Eis. Zum Abschluß gibt es eine weitere Adaption von Mazan. Graphisch ist „Von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“ sicher auf dem gleichen hohen Niveau wie sein „Tapferes Schneiderlein”, doch spätestens hier wird der Qualitätsunterschied in der (deutschen) redaktionellen Arbeit deutlich: Die Übersetzung ist blass und phantasielos, das Abtippen der Buchstaben mit dem Computer bremst die Dynamik der Graphik. Sicher ist auch diese Adaption im Original brillant, aber die hier vorliegende deutsche Fassung vergällt einem jedwedes Lesevergnügen.

Fazit: Entweder richtig oder gar nicht! Also bitte lieber einen ordenlichen, handgeletterten, gut übersetzten Band von Mazan, aber nicht diese mäßigen Adaptionen anderer Zeichnerinnen und Zeichner. Bitte keine langweiligen und einfallslosen Übersetzungen mehr - und vor allem schmeißt die bescheuerten Computerschriften in die Tonne!

Bert


Mazan, Philip Petit, Cécile Chicault:

Grimms Märchen

128 Seiten, HC, EUR 18,-
Ehapa Comic Collection

Infos zu Mazan und Chiceault: Atelier Sanzot

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