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Christophe Blain

Isaak der Pirat

„Der klassische Französische Comic ist tot", heißt es immer wieder, doch bekanntlich leben Tote länger. Ob es zukünftig noch einen echten Albenmarkt geben wird, ist vielleicht fraglich, doch auch wenn beispielsweise Carlsen praktisch alle frankobelgischen Titel aus dem Programm genommen hat, gibt es bei unseren westlichen Nachbarn immer noch viele kreative Köpfe, und ich bin sicher der französische Comic ist vital genug, um auch die aktuelle Krise zu überstehen. Immer wieder gibt es neue Schübe, und allein, was das Umfeld der (zu recht) vielgelobten L'Association angeht, so reicht der Ideenreichtum eines Lewis Trondhein, David B., Christophe Menu, Joann Sfar und natürlich Christophe Blain locker für ein paar weitere Jahrzehnte - von deren großem Output mal ganz abgesehen. Die Qualität der einzelnen Arbeiten ist dennoch durchweg so, dass mensch süchtig werden kann. Dabei tanzen die „L'Assos" auf so vielen Hochzeiten, arbeiten sie doch mittlerweile für praktisch jeden französischen Verlag, dass einem schwindelig werden könnte.

Wenn es überhaupt ein „totes" Comic-Genre gibt, dann ist dies sicher der „Piraten-Comic". "Pitt Pistol" von Goscinny und Uderzo ist praktisch vergessen und nur Charliers „Der Rote Korsar" konnte sich lange halten, vor allem dank der gelungen Zeichnungen von Hubinon. Doch all das ist bestenfalls nette, kurzweilige Unterhaltung. Zeichen- und Erzählstil waren zutiefst in den altbackenen 50ern verwurzelt. Aber vielleicht war es ja genau dies, was Christophe Blain an der Idee reizte. Und so machte er sich daran, ein Genre zu beleben, an das sich viele noch nicht einmal mehr erinnern konnten. Als der erste Band seiner Serie „Isaak der Pirat" vor fünf Jahren in Frankreich erschien, rieben sich erst einmal alle die Augen, so unglaublich war das Ergebnis seiner Wiederbelebungsversuche.

Der junge Pariser Maler Isaak Sofer lebt mehr schlecht als recht von seiner Kunst, träumt von fernen Ländern und einem sorglosen Leben mit seiner Geliebten Alice. Doch die Alltagssorgen erdrücken ihn schier, und so greift er mit beiden Händen zu, als ihm ein lukrativer Auftrag angeboten wird. Ein paar Monate, und er wäre finanziell saniert. Doch kaum hat er seinen Auftraggeber erreicht, sticht dieser in See und entpuppt sich als skrupelloser Pirat. Und während Isaak sich auf See täglich seiner Haut erwehren muss und nicht weiss, ob er seine Geliebte jemals wieder sieht, muss Alice sich daheim in Paris gegen heftige Avancen allzu stürmischer Gönner behaupten ...

Blain, den einige vielleicht schon aufgrund seiner Mitarbeit an "Donjon" kennen, legt mit "Isaak der Pirat" sein bisheriges Meisterwerk vor, das Kritiker und Fans jubeln lässt und zu recht 2002 in Angoulême mit den „Prix Alph' Art" als bestes Album ausgezeichnet wurde. Vergleiche mit dem „Roten Korsaren" sind dabei unangebracht, eher ist da schon eine Nähe mit Hugo Pratts Meisterwerk „Corto Maltese" oder vielleicht sogar Hector Oesterheld/Alberto Breccias „Mort Cinder" festzustellen. Dabei sind Blains Zeichnungen eine durchweg eigenständige Mischung aus expressivem Dekor und karikaturesken, dennoch„realistischen" Personen, je nach Stimmung und Situation, die auch durch die jeweilige Farbgebung, von Pastell- und Grautönen bis hin zu grell-bunten Farben, wechselt.

Der Französische Comic ist tot? - Nicht die Spur!

Bert

Christophe Blain

„Isaak der Pirat“

je 48 Seiten, SC, 4c, bislang 4 Bände,
Reprodukt, je EUR 12,-

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