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Alles andere als krank, die Geschichte

"Mutter hat Krebs" von Brian Fies

2005 wurde speziell für diesen Comic dem "Eisner Award" eine zusätzliche Preis-Kategorie zugeführt, nämlich die des "Besten digitalen Comics". Somit konnte "der Oscar der Comicindustrie" auch an Arbeiten verliehen werden, die nicht auf Papier gedruckt, sondern nur im Netz publiziert wurden.

"Mutter hat Krebs" schildert den Krankheitsverlauf der an Lungenkrebs erkrankten Mutter des Cartoonisten Brian Fies. Er beginnt mit der Diagnose, um dann die verschiedenen Stadien und Behandlungsmethoden zu beleuchten. Dabei geht er des öfteren auf die spezifischen medizinischen Details ein, läßt aber immer genug Raum für persönliche Ereignisse, Erlebnisse und Reaktionen. Die Erzählung ist sehr intim und ehrlich. Man ist geradezu beschämt, sich dem Elend eines Menschen über das Medium Comic so zu nähern. Das letzte Mal hatte ich dieses Gefühl bei Art Spiegelmans "Maus". Brian Fies gelingt mit seiner Abhandlung eine bemerkenswerte Mischung aus subjektiver Familienbiographie, medizinischer Abhandlung und einfacher Unterhaltung. Ursprünglich erschien die Geschichte in Fortsetzungen im Internet und wurde durch Mundpropaganda bekannt. Es ist, so Brian Fies, eine Art Underground-Journalismus, Depeschen von der Front einer Schlacht, in die seine Familie unvorbereitet hineingeraten war.

Der Strich steht ganz in der Tradition des zeitgemäßen amerikanischen Zeitungscartoons und erinnert entfernt an Bill Waterson. Er wirkt leicht und luftig, geradezu beschwingt und hat eine humorvolle Note. Der dadurch entstehende Kontrast - Knopfaugenmännchen mit Krebs - ist umso kraftvoller und verstörender.

Die deutsche Ausgabe vom Knesebeck Verlag besticht durch einen sehr guten Druck, hochwertiges Papier und liebevolle Aufmachung. Es gibt eine kurze Einführung, Vorwort und Nachwort sowie redaktionelle Nachträge.

Dieser Comic ist keine Popcorn-Unterhaltung. Er macht keinen Spaß. Kann er gar nicht und soll er auch gar nicht. Vielmehr leistet er einen Beitrag dazu, das Thema Krebs zu enttabuisieren. Mitzuerleben, wie die Familie mit dem Krebs der Mutter zu kämpfen und umzugehen hat, macht einen traurig. Die ehrliche, authentische und realitätsnahe Auseinandersetzung des Sohnes mit dem Konflikt wiederum stimmt versöhnlich und macht Mut. Ein sehr wichtiger Comic also, der dem Medium eine längst vergessene Seite abgewinnen kann.

AK

Brian Fies

Mutter hat Krebs

Knesebeck Verlag
136 Seiten, s/w und farbig
Hardcover gebunden mit Halbleinen
EUR 14,95

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