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Jenkins / Ramos: Die Offenbarung

Als 1998 in den Staaten die Comicsaga „Crimson“ bei Cliffhanger/DC erschien, sorgte sie sofort für Furore. Zum einen bot „Crimson“ dem US-Publikum eine schlaue und knackige Geschichte, in der es um Vampire, Drachen und Okkultisten ging ... und ums Erwachsenwerden, um Liebe und Loyalität. Zum anderen überzeugte der damals unbekannte Humberto Ramos mit seinen Zeichnungen derart, dass viele damals meinten, der gebürtige Mexikaner hätte mit „Crimson“ einen neuen Standard auf dem US-Markt gesetzt. Ebenfalls bei Cliffhanger/DC erschien 2002 dann der Comic „Out there“, der ebenfalls von Ramos gezeichnet wurde. Hier war seine Grafik noch um vieles gereift. Ramos' dynamischer Strich, der Bildaufbau und seine eigene Interpretation der menschlichen Anatomie sprachen vor allem jüngere Leser an. Somit war es logisch, dass Marvel sich Ramos als Zeichner holte. Zuerst waren es nur Spiderman-Covers, dann der ganze Spiderman. Niemand anderes als Paul Jenkins schrieb die Geschichten für die Serie „Peter Parker - Spiderman“, und so dauerte es auch nicht lange, bis die beiden gemeinsam am Comic „Revelations“ arbeiteten, der dann von Dark Horse 2005 in sechs Heften herausgebracht wurde.

Bei uns kann man den Band nun beim Carlsen Verlag bekommen. „Die Offenbarung“ heißt er und er handelt von finsteren Machenschaften in den ach so heiligen Mauern des Vatikans.

Charlie Northern, unser Held, ist überzeugter Atheist. Als seine Eltern ermordet wurden, verlor er seinen Glauben an Gott und die Menschheit. Ausgerechnet er soll nun den Mord an Kardinal Richleau aufklären, der im Vatikan getötet wurde. Dass Northern es nicht einfach nur mit einem normalen Mordfall zu tun hat, stellt sich schnell heraus. Prompt wird er mit Mächten konfrontiert, für die er eigentlich seinen ganzen Glauben bräuchte.

Also wieder mal eine weitere „Mord im Vatikan“-Story? Ja, durchaus, aber Jenkins schafft es, dem ganzen noch etwas Spannendes abgewinnen. Seine Figuren sind gekonnt charakterisiert, besonders natürlich die Hauptfigur Charlie Northern. Dieser zynische und schlaue Kerl wächst einem schnell an Herz. Jenkins erzählt hier eine dichte und spannende Geschichte voller Esprit und versteckter Details, die mit einigen überraschenden Wendungen aufwartet.

Grafisch hat sich Ramos hier auf neues Terrain begeben. Anstatt wie bisher mit einer klaren Outline und der daraus resultierenden Dynamik zu arbeiten, hat er sich diesmal für eine mehr malerische Umsetzung entschieden. Das mag der Geschichte mit seinen „alten Motiven“ zwar eher entsprechen, aber es verlangt dem eingefleischten Ramos-Fan doch einiges ab. Ramos hat ein wenig den Beat aus seinen Zeichnungen genommen und kommt in diesem Band um einiges ruhiger, epischer und letztendlich gereifter daher. Die Art, wie er nun Architektur und Räumlichkeit in seinen Bildern darstellen kann, ist äußerst bemerkenswert.

Ein Comic zum Immer-Wieder-Lesen also. Das Hardcover-Album ist selbst eine Offenbarung. Druck, Papier und Aufmachung sind hervorragend. Am Ende befindet sich noch eine Covergalerie.

Ob gewollt oder nicht: Der Band erscheint relativ zeitgleich zum Start des Kinofilm „Das Sakrileg“ nach dem Roman von Dan Brown. Das mag den Verkaufszahlen zugute kommen. Und vielleicht wird man auch bald „Die Offenbarung“ im Kino sehen können. Hat Hollywoood doch Gefallen daran gefunden, erfolgreiche Comics im Kino zu verwursteln.

ak


Paul Jenkins / Humberto Ramos

Die Offenbarung

Carlsen Verlag, 144 Seiten, Hardcover, farbig, € 18,-

Diese Rezension erschien zuerst in PANEL 26. Letzte Aktualisierung: 9. 7. 2006

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