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Von Wheat Ridge nach Schmöckwitz

"Der rote Elvis" von Stefan Ernsting

Der US-Amerikaner Dean Reed, 1938 in Wheat Ridge bei Denver (Colorado) geboren, ist im Westen allenfalls als Held einiger Italo-Western in Erinnerung geblieben (u.a. als Co-Star in „Adios Sabata"). Im Osten hingegen war der US-Boy ein Superstar und füllte jahrzehntelang mühelos jedes Stadion. Unser Kollege Stefan Ernsting („StErn"), selbst gebürtiger „Wessie", hat sich daran gemacht, Reeds Leben und Wirken jenseits von Legenden, Vorurteilen und Mythen aufzuzeichnen.

Das Ergebnis seiner jahrelangen Recherchen, welches jetzt als Taschenbuch neu aufgelegt wurde, ist zwiespältig. Viele propagierte Behauptungen erwiesen sich als unwahr oder zumindest geschönt. Andererseits war Reed auch einer der Ersten, die sich politisch für die 3. Welt einsetzten. Er hat Partei gegen Ungerechtigkeiten ergriffen und gefährdete dabei durchaus auch seine eigene Existenz. Die Freundschaften mit Salvador Allende und Victor Jara, seine Filme an der Seite von Stars wie Yul Brynner, Manfred Krug oder Anita Ekberg, sein Engagement für ein friedliches Zusammenleben sind beispielhafte Belege der anderen Seite Reeds. Einer Persönlichkeit, die offensichtlich nur schwer damit klarkam, dass die USA in vielen Teilen der Welt keinesfalls als „Good Guys" auftraten. Dean Reed starb 1986 durch Ertrinken, die offizielle Todesursache lautete „Unfall", die wahrscheinliche „Selbstmord", aber auch für weitere Spekulationen gab und gibt es genügend Anhaltspunkte...

Stefan Ernsting erzählt diese widersprüchliche Biographie sehr unterhaltsam und setzt dabei auch O-Töne von Interview-Partnern – wie Dean Reeds Witwe Wiebke oder DDR-Spionage-Chef Markus Wolf - nur sehr maßvoll ein, um bestimmte Situationen zu verdeutlichen.

Einziger Malus ist die Tatsache, dass das Buch zum Erscheinen der Taschenbuch-Ausgabe nicht vom Autor überarbeitet werden konnte. Vielleicht weil der Verlag seine Hardcover-Kunden nicht verärgern wollte? Auf jeden Fall blieb so kein Platz für neue Informationen und Erkenntnisse, die sich seit dem Erscheinen der gebundenen Ausgabe ergeben haben. Aber auch bekannte inhaltliche Fehler durfte der Autor leider nur zum Teil korrigieren (so ist jetzt in der Danksagung endlich ein Komma zwischen dem Hund und PeKa), während der Großteil dem Text weiter erhalten blieb. (So drehte z.B. Howard Hawks "Rio Bravo" vor "El Dorado"; "Rio Lobo" beendete die Trilogie dann Jahrzehnte später.) Doch insgesamt kann auch díes den durchweg positiven Eindruck des Werkes nicht wirklich trüben. Wenngleich sicher viele Fragen wohl nie endgültig geklärt werden können, ist Stefan Ernstings Biographie über den „roten Elvis" höchst interessant und informativ und dabei durchweg spannend zu lesen.

Abgerundet wird der insgesamt positive Eindruck durch eine umfassende (!) Disko- und Filmographie (was heutzutage leider immer noch nicht selbstverständlich ist).

Bert


Stefan Ernsting

Der rote Elvis

314 Seiten, TB
Aufbau Taschenbuch Verlag, 7,95 EUR

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