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David Lavery and Rhonda V. Wilcox (Hg.):

Slayage: The Online International Journal of Buffy Studies,
Nr. 19

“This discussion should drop considering we are discussing a show whose lead character is named well . . . BUFFY. For Christ’s sakes, need I say more?” (eine Studentin, zit. nach Kociemba, s.U.)

Recherche Buffy Studies? Die Idee, daß eine populäre Fernsehserie, die in der Programmzeitschrift jahrelang mit der wenig schmeichelhaften Genrebezeichnung "Teenie-Horror" angekündigt wurde, interessantere geistige Früchte tragen kann als z.B. das Star-Trek-Fandom mit seinen Diskussionen auf klingonisch, welcher Captain der beste ist, erscheint im deutschsprachigen Raum entweder unglaublich oder lächerlich. Tatsächlich aber hat sich die Fangemeinde von Buffy-Erfinder Joss Whedon nicht nur als Marktmacht entpuppt und die Finanzierung von Whedons Film SERENITY ermöglicht, es hat sich auch eine Szene akademischer Buffy-Rezeption entwickelt, deren Textproduktion in Teilen durchaus über das in Fankreisen übliche Niveau der Episoden-Interpretation hinausgeht.

Die Netz-Zeitschrift SLAYAGE, 2001 gegründet von zwei Englisch-Professoren an US-amerikanischen Universitäten, ist wahrscheinlich das reichhaltigste und vollständigste Angebot, daß sich der Buffy-Adept wünschen kann. Es spricht für die Wirkung der Serie, daß der Enthusiasmus der Buffy-Forscher auch fast drei Jahre nach Einstellung der Serie nicht abzunehmen scheint. Auch wenn die jetzt erschienene 19. Ausgabe eigentlich bereits im Dezember fällig gewesen wäre.

Die neue Ausgabe gibt einen guten Überblick über die Bandbreite der Buffy Studies. Besonders zum Einstieg geeignet ist dabei Anthony Bradneys Aufmacher "The Politics and Ethics of Researching the Buffyverse", der die Probleme des Forschungsfeldes ergründet, in der akademischen Öffentlichkeit mehr als ein Naserümpfen zu ernten. Das liegt nur zum Teil daran, daß das Objekt der Untersuchungen ein Stück Fernsehunterhaltung ist - zum Teil wird es auch darauf zurückgeführt, daß die Forscher nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Fans seien - und beides zugleich gehe nicht. Bradney entkräftet dabei nicht nur dieses, sondern auch andere Argumente gegen die Buffy Studies, kommt aber zu keiner Auflösung, die auch "Non-Believers" überzeugen könnte.

Auch David Kociemba (“Over-identify much?”) streift in seiner Analyse der Wechselbeziehungen zwischen Machern und Rezipienten seine Erfahrung mit Abgrenzungserscheinungen in der Scientific Community, namentlich in seinem Universitäts-Kurs über Buffy, in dem die Studierenden sich teils schwertaten, Buffy als Studienobjekt an- oder ernstzunehmen. Gerade an den Vorurteilen, die die Studierenden dabei äußern, macht er deutlich, daß Buffy sich der Kategorisierung entzieht und nicht in einem reinen fiktionalen Raum vor sich hin plätschert, sondern, nach einem Modell Umberto Ecos, sich in einem komplexen, indirekten Dialog dynamisch entfaltet und dadurch wirklicher erscheint als sonst bei Fiktion üblich. Das könnte nebenbei auch den Reiz erklären, der den Buffy Studies zugrunde liegt.

In anderen Artikeln wird die Serie auf amerikanische Überwindungsmythen bezogen, Lacans Psychoanalyse auf eine Folge angewandt und eine weitere Lesart zu der klassischen Folge "Restless" (deutsch: "Jedem sein Alptraum") angeboten, einer Folge, die mit ihrer traumartigen Erzählweise und dem Reichtum an Anspielungen besonders viele Analysen provoziert hat.

Wie diese Ausgabe von SLAYAGE besonders verdeutlicht, sind die Buffy Studies als Forschungszweig in der akademischen Welt bisher bestenfalls ignoriert worden (ein Schicksal, das auch jeder ambitionierte Comicfan kennen dürfte), doch zeigen die Arbeiten auch das Potential des Themas: als medienwissenschaftliche Analysen bieten sie interessante Ansätze, sich mit Fernsehen und Fernsehprogrammen, mit Medien überhaupt, zu befassen. Ob es, wie Bradney behauptet, gerade die Leidenschaft der Forschenden gegenüber ihrer Lieblingsserie ist, die diese Ansätze befördert, oder ob es vielmehr eine Anziehungskraft der Serie auf einen ganz bestimmten Typ Intellektueller gibt, die dann zu so etwas wie Buffy Studies führt, wird aber auch dieses Mal nicht beantwortet.

Slayage Nr. 19 ist, wie alle anderen Ausgaben auch, gratis zu finden unter www.slayage.tv

Max Jähling

Zuletzt geändert: 28. 2. 2006

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