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PANEL Online, Ausgabe zwei, November 2006

"Ich glaube nicht, dass ich für ganz Südafrika stehe."

Karlien de Villiers im Gespräch mit Max Jähling

Fast wirkt Karlien de Villiers ein wenig überrascht über die viele Aufmerksamkeit, die ihr auf dem Comicsalon in Erlangen zukommt - eine Ausstellung, ein öffentliches Künstlergespräch, nicht zu vergessen der PANEL-Redakteur, der ständig wegen des Interviews anruft. Zuvor war sie beim Fumetto-Festival in Luzern gewesen, ebenfalls mit einer Ausstellung. Jetzt halt das gleiche in Erlangen, noch eine Nummer größer.

Karlien de Villiers, 1975 in Kapstadt geboren, studierte bei Anton Kannemeyer (alias Joe Dog) und Conrad Botes (alias Konradski), den Herausgebern des Comic-Magazins "Bitterkomix", wo auch Karliens erste Comics erschienen. Im Frühjahr 2006 erschien im Schweizer Verlag arrache coeur ihre erste größere Arbeit, "Meine Mutter war eine schöne Frau", über Karliens Kindheit im Südafrika zur Zeit des Apartheid-Regimes. Das Buch ist eine private, wenn auch keineswegs apolitische Auseinandersetzung mit jener Zeit.


PANEL: Die meisten unserer Leser wissen nichts über Dich, außer dass Du irgendwie aufgetaucht bist, ein Album herausgebracht hast...

de Villiers: Ich habe Grafik-Design an der Universität von Stellenborsch studiert. Das war vor etwa zehn Jahren. Comics zeichne ich seit acht oder neun Jahren. In Kontakt mit Comics kam ich vor allem durch Bitterkomix, eine südafrikanische Alternativ-Publikation. Die beiden Herausgeber des Magazins waren Dozenten von mir. In diesem Magazin habe ich auch meine ersten kurzen Geschichten veröffentlicht. Naja, und wie ich dann bei einem europäischen Verlag gelandet bin, das war eigentlich Zufall. Ich traf Anna Sommer ("Dramen, Dramen") bei einem Workshop in Johannesburg. Sie sah, woran ich arbeitete, und nahm es mit in die Schweiz. Sie zeigte es ihrem Verlag, Arrache Coeur, und vor zwei Jahren kamen wir in Kontakt. Und, naja, jetzt ist das Buch fertig, und sie haben es veröffentlicht.

PANEL: Du hattest also schon an dem Buch gearbeitet?

de Villiers: Ja, als Anna es zum ersten Mal sah, war ich schon dabei, im Wesentlichen für mich selber. Ich machte es nicht für einen bestimmten Verlag oder mit der Idee, es in Europa zu veröffentlichen, das war Zufall. Ich hatte schon etwa zwanzig Seiten gezeichnet.

PANEL: Das ist insofern interessant, als es zwei Arten gibt, das Buch zu lesen: Als Geschichte über Deine Familie und andererseits als Buch über Südafrika. Wenn es zuerst in Südafrika erschienen wäre, wäre das vielleicht anders, weil Südafrikaner ja schon über Südafrika Bescheid wissen...

de Villiers: Ja... Obwohl, das ist wohl auch, warum Leser aus Europa oft sagen, die Hinweise auf Südafrika wären sehr subtil. Das stimmt, denn als ich es schrieb, wollte ich, dass es auch von einem südafrikanischen Publikum gelesen werden kann. Also wollte ich die sozialen und politischen Hintergründe nicht über-erklären, denn ich finde es nicht hilfreich, Deinem Publikum gegenüber zu belehrend aufzutreten. Die Geschichte von Südafrika ist inzwischen ziemlich bekannt, und deshalb habe ich das Buch nicht so angelegt, dass es die Geschichte selber darstellt, sondern eher als persönliche Geschichte.

PANEL: Einige Kritiker haben es als Analogie verstanden, dass Deine Familie in dem Buch zur gleichen Zeit zusammenbricht wie das Apartheid-Regime. Andererseits sind die Dinge nun mal passiert, als sie passiert sind. Wie gehst Du mit solchen Interpretationen des Buches um?

de Villiers: Ich denke, Leute lesen immer mal etwas in Deine Arbeit, dass Du nicht unbedingt hineingepackt hast, aber das ist ihre Meinung. Ich hatte es nicht so geplant. Ich habe die Familiengeschichte erzählt, und es ist wirklich Zufall, dass es ungefähr zur gleichen Zeit passierte wie die großen politischen Veränderungen in Südafrika. Es war nicht mal genau gleichzeitig, denn meine Eltern ließen sich 1982 scheiden, acht Jahre bevor der Bann gegen den ANC aufgehoben wurde, und meine Mutter starb 1987, sie hat also nie das neue Südafrika gesehen. Was wahrscheinlich eine interessante Fortsetzung wäre. Für mich, die Person, die das Buch geschieben hat, war es jedenfalls nicht so gedacht. Ich finde es interessant, dass Leute eine Analogie darin sehen, es war aber nicht als symbolischer Bezug gedacht.

PANEL: Du hast viel recherchiert. Ging es dabei doch um einen dokumentarischen Aspekt, oder wolltest Du einfach nur die Fakten richtig haben?

de Villiers: Ich erinnere mich natürlich an vieles aus der Zeit, weil ich sie erlebt habe, aber das Gedächtnis stimmt nicht immer. Ich meine, ich weiß, wie Pieter Willem Botha aussah, aber ich kann ihn nicht aus dem Gedächtnis zeichnen, und wenn ich ihn in einem Bild zeigen will, brauche ich ein Foto von ihm, um es richtig hinzukriegen. Ich finde es wichtig, wenn Du zum Beispiel einen Politiker zeigen willst, der zentral für die Zeit der Apartheid war, dass Du ihn korrekt zeichnest. Es ist irgendwie auch ein historisches Dokument, einfach weil es in der Zeit spielt. Es war nicht immer einfach, weil viele Dokumentationen aus der Zeit entweder zerstört oder schwer zu finden sind. Man findet viele politische Bilder, zum Beispiel im Apartheidsmuseum gibt es viele Bilder von den großen, geschichtsträchtigen Momenten, aber Schnappschüsse aus dem täglichen Leben zu finden war nicht ganz so leicht. Also bin ich in Archive gegangen und habe versucht, populäre Magazine zu kriegen, Frauenzeitschriften, Modemagazine oder so was.

PANEL: Die Art, wie Du die politische Situation beschreibst, erinnert mich daran, wie Erinnerungen tatsächlich funktionieren. Statt dass die Geschichte referiert wird, gibt es bestimmte Momentaufnahmen, etwas, dass jemand sagt, das in dem Moment keinen Sinn zu ergeben scheint...

de Villiers: Genau. Wie gesagt, wenn ich das Buch als rein geschichtliche Dokumentation angelegt hätte, etwa als Dokumentation über die 1970er und 80er in Südafrika, dann würde es völlig anders aussehen. Ich weiß nicht, warum man sich an einige Dinge besser erinnert als an andere. Ich habe natürlich auch viel editiert: wenn ich 300 Seiten mehr gehabt hätte, wäre es auch anders geworden. Diese politischen Momentaufnahmen, wie Du es nennst, zeigen vor allem einfach den Zusammenhang, in dem die Familie stand, es ist fast ein Hintergrund für die Familiengeschichte. Ich denke, das ist wichtig zu erwähnen, denn der Blick von außen auf Südafrika... wenn Du aus Westeuropa kommst, ist es sehr leicht in vereinfachenden Begriffen von weiß, schwarz, politischer Gewalt und so weiter zu sehen, während im Land die Leute einfach ihre Leben lebten. Die Menschen hatten Kinder, heirateten, verliebten sich, und das gilt für alle Gruppen, nicht nur für die Weißen. Jemand anders in meinem Alter, der in einem anderen Teil von Südafrika aufgewachsen ist, hätte eine völlig andere Geschichte erzählt. Vielleicht politischer, oder weniger politisch. Ich glaube nicht, dass ich für ganz Südafrika stehe.

PANEL: Naja, jetzt irgendwie schon.

de Villiers: Ja...

PANEL: Weshalb ich gerne mehr über die Comicszene in Südafrika erfahren würde. Ich weiß nicht, wie eng Dein Kontakt zum Rest der Szene ist...

de Villiers: Es ist keine so große Szene, beziehungsweise gibt es mehrere Szenen. Erstmal: In der öffentichen Wahrnehmung in Südafrika sind Comics etwas, das in Tageszeitungen erscheint, wie Cartoons. Es gibt einige sehr aktive politische Cartoonisten und beliebte Cartoons in Zeitungen. Diese Autoren sind sehr bekannt in Südafrika, zum Beispiel Zapiro. Ich finde seine Arbeiten wirklich hervorragend, aber es sind keine Comics im eigentlichen Sinn. Er hat normalerweise nur ein oder zwei Bilder. In die gleiche Kategorie, denke ich, gehört ein Comicstrip namens "Madam & Eve". Ich denke, das ist so ziemlich die allgemeine Vorstellung in Südafrika, was Comics sind.
Dann gibt es natürlich die alternative Szene, die im Wesentlichen auf Bitterkomix zurückgeht, das von Anton Kannemeyer und Conrad Botes gegründet wurde, meinen Dozenten. Sie sind so ziemllich die Pioniere in Südafrika, denn ihre Arbeiten sind anders als alles, was man bis dahin gesehen hatte. Ich denke, es ist vergleichbar mit amerikanischem Underground und den Independent-Comics der europäischen Traditionen. Sie benutzen auch satirische Mittel und haben sexuell ziemlich deutliche Darstellungen. Also völlig anders, als was man in den Zeitungen sieht. Und ich bin wohl so was wie die zweite Generation davon, denn ich habe bei ihnen studiert. Sie haben uns Studenten mit Comics konfrontiert, wie man sie hier findet, wie Satrapi oder David B., die eher autobiographischen, literarischen Comics, die nicht unbedingt satirisch oder witzig sind. Und das ist so ziemlich die Szene.
Alle zwei Jahre gibt es ein Comicfestival in Südafrika. Es ist nicht wie dieses Festival hier mit all den kommerziellen Ständen, eher ein bisschen wie Fumetto, nur noch kleiner. Es kommen Künstler aus Südafrika oder den südafrikanischen Staaten, oder man versucht, Künstler aus Namibia, Angola, Mozambique und so weiter zu kriegen. Es ist eine kleine Gruppe, die nach und nach wächst, und jedesmal ist es ein bisschen größer. Und es werden auch Künstler aus anderen Ländern eingeladen, dieses Jahr etwa kommt Helge Reumann aus der Schweiz, und Lewis Trondheim aus Frankreich. Ja, das ist so ziemlich die Szene. Es gibt nicht wirklich einen richtigen kommerziellen Comicverlag. Wenn Du ein Album herausbringen willst, musst Du es bei den traditionelleren Buchverlagen versuchen. Die Leute von Bitterkomix bringen ihre Arbeiten immer im Eigenverlag heraus.

PANEL: Wäre das auch die Idee hinter diesem Buch gewesen, wenn es nicht in der Schweiz erschienen wäre?

de Villiers: Ich weiß nicht. Ich habe es nicht aus kommerziellen Gründen angefangen. Es hatte ursprünglich mehr von einer persönlichen Therapie, glaube ich. Mehr wie ein Tagebuch, das ich in meiner Schublade aufbewahrte, oder in meinem Skizzenbuch oder meinem kleinen Zimmer. Dann kriegte es ein Eigenleben, als andere Leute involviert wurden. Ich hatte vier Redakteure, die mich rund um die Uhr aus der Entfernung betreuten, was ziemlich schwer war, weil sie in Zürich saßen und ich in Südafrika. Es war eine tolle Zusammenarbeit, aber ich konnte halt nicht einfach rüberfahren und sagen, guckt euch das hier an.

PANEL: Hat sich das Buch verändert, als Du wusstest, dass Du es in Europa veröffentlichst?

de Villiers: Ich bin nicht sicher, vielleicht unbewusst. Vielleicht ja und nein, aber wie gesagt, ich wollte das Buch so machen, dass es auch zu einem südafrikanischen Publikum passt, denn ich weiß, dass die südafrikanischen Leser sehr kritisch sein werden. Die Leute in Südafrika merken es, wenn Du versuchst, ein europäisches Publikum mit Stereotypen über Südafrika zu füttern, also habe ich versucht, das aus dem Buch rauszulassen. Ich glaube, hier und da haben wir ein bisschen hinzugefügt, eine erklärende Fußnote zu etwas, das jeder Südafrikaner selber erkennen würde. Aber es gibt auch viele Feinheiten in den Bildern, wo jemand, der es hier liest, vielleicht denkt, das ist eine interessante Komposition, aber wer in Südafrika war, wird sofort erkennen, das ist diese Art von Café, oder die und die Straße kennen oder diese Art von Frisur oder so was. Ich finde es nicht schlimm, wenn solche Kleinigkeiten am europäischen Publikum verloren gehen, aber, ja, es ist interessant, was Leute da reinlesen...

PANEL: Gibt es schon konkrete Pläne, es in Südafrika zu veröffentlichen, oder muss sich das noch ergeben?

de Villiers: Das ergibt sich noch. Ich habe die Rechte am afrikaansen Originaltext, also kann ich es jederzeit veröffentlichen, wenn ich will. Wenn ich zurückkomme, werde ich mich also nach einem Verlag umgucken. Ich hatte bisher einfach nicht die Zeit dazu, um ehrlich zu sein. Ich habe die letzten Seiten im Februar beendet, das war etwa drei Wochen vor dem Fumetto-Festival in der Schweiz, und es mußte noch zum Drucker, dann gab es noch Fehler beim Druck und Sachen mußten begradigt werden, das ging alles bis zur letzten Minute. Das erste Mal, dass ich das fertige Produkt sah, war, als ich in der Schweiz ankam. Danach hatte ich viel um die Ohren, Arbeit und so. Und ich ziehe nach Kapstadt um, wenn ich aus Deutschland zurück bin. Ich hatte also keine Zeit, mich hinzusetzen und zu verhandeln oder einen Verlag zu finden. Aber es gab Interesse von lokalen Verlegern, die davon erfahren haben. Ich hatte ein Interview mit einer der größten Tageszeitungen in Johannesburg, die Nachricht ist also raus, dass dieses Buch im Ausland erschienen ist. Das findest Du oft, wenn etwas im Ausland veröffentlicht wird oder ein Künstler eine Ausstellung in Amerika oder Europa hat. Ich schätze, das ist so ein Dritte-Welt-Ding, dass die Leute sofort denken: "Das sollten wir hier auch haben!"

PANEL: Hattest Du Gelegenheit, Dich auf dem Comic-Salon ein bisschen umzugucken?

de Villiers: Ein bisschen. Ich habe mir die Ausstellungen angeguckt und die meisten der Stände, aber eigentlich wollte ich das heute nachmittag machen, also habe ich mir noch nicht alles angeguckt. Einige der Hochschulprojekte finde ich sehr interessant.

PANEL: Sind Dir Unterschiede aufgefallen zwischen dem Publikum hier und dem in Südafrika?

de Villiers: Ich weiß es nicht so von Erlangen, weil es einfach so groß ist. Fumetto war intimer, die Signierstunden waren persönlicher, und da fiel mir auf, wie breit gefächert das Publikum ist. Es gab Rentner, junge Comicfans, eine ganze Bandbreite von Leuten, und ich fand es gut, zu wissen, dass nicht nur Leute, die sich gezielt für Comics interessieren, es lesen. Ich hoffe, in Südafrika wird es genauso sein, es ist ja irgendwie auch die Geschichte meiner Generation. Wir haben in dieser Zeit gelebt, in diesen Städten. Die Leute reagieren anders, wenn es um ihre Umgebung geht. Eine Geschichte fand ich sehr schön in der Schweiz: Da war ein Paar, so im Großelternalter, und sie hatten sich nie groß für Comics interessiert, sie konnten mit dem Medium nicht viel anfagen. Aber als ich sie bei Fumetto traf, hatten sie mein Buch gelesen, und es brachte sie dazu, herumzugucken und sich für ähnlich gelagerte Bücher zu interessieren. So was kann ich mir auch in Südafrika vorstellen. Natürlich kommt es in Südafrika auch darauf an, in welcher Sprache es erscheint. Wir haben elf offizielle Sprachen. Wenn es auf afrikaans erscheint, wird die Leserschaft anders sein als auf englisch.

PANEL: Bei Deiner Ausstellung fiel mir etwas Interessantes auf. Du hattest einige Originalseiten da, und das Buch ist ja sehr ernst, aber Du hattest alle möglichen Zeichnungen am Rand, die manchmal sehr witzig waren. Hast Du versucht, den ernsten Ton des Buchs zu kompensieren?

de Villiers: Kann sein... Um ehrlich zu sein, das ist nichts, worüber ich nachgedacht hätte. Ich schätze, ich hatte einfach manchmal genug davon, mich die ganze Zeit über die Seite zu beugen. Manchmal wollte ich auch einfach den Strich üben, bevor ich ihn auf die fertige Seite brachte, also machte ich eine kleine Skizze, und es wurde zu: Okay, das denke ich gerade. Ich weiß nicht, ob ich etwas kompensiert habe, es waren mehr spontane Einfälle, eher wie Telefonkritzeleien. Sie zeigen schon, was ich gerade tat. Trinken, deprimiert sein, ich weiß nicht. Also, ja, für mich ist es eine Art Reflektion meines Geisteszustands an dem Tag, an dem ich diese Seite gezeichnet habe.

PANEL: Okay, ich denke, das war es so weit. Bis auf die offensichtliche Frage: Hast Du irgendwelche konkreten neuen Pläne?

de Villiers: Ich habe mich noch nicht entschieden, ich habe zwei verschiedene Ideen. Vielleicht wird die eine das zweite, die andere das dritte Buch. Ehrlich gesagt, war ich emotional ziemlich mitgenommen von dem Buch, so dass ich dachte, ich würde gerne etwas machen, das mehr Spaß macht. Andererseits, wenn ich mich in Südafrika umgucke, gibt es so viele Geschichten und Themen, die zum Heulen sind, jeden Tag. Ich meine nicht nur Politik und Apartheid, das Thema ist eh zu Tode behandelt worden. Im heutigen Südafrika gibt es viele soziale Probleme. Nicht dass ich auf soziale Probleme fokussiert wäre, aber es ist eine Gesellschaft in Transformation, und es gibt Konflikte. Es gibt viel soziale Ungleichheit und Arbeitslosigkeit und Kriminalität und HIV und so weiter. Ich würde aber auch gerne Kinderbücher machen, das ist ein weiteres langjähriges Interesse von mir. Ich musste nur erst dieses Buch aus meinem System kriegen. Ich habe viel davon gelernt - auch wenn ich vorher schon Comics gemacht hatte, habe ich immer nur Geschichten von vier bis zehn Seiten gemacht. Und dies ist ein ziemlicher Sprung von da. Du denkst nicht, ich fange hier an und höre bei Seite zehn auf. Ich musste etwas entwerfen, das nach sechzig oder siebzig Seiten zusammenläuft. Eine starke Lernerfahrung für mich. Ich glaube, jetzt wo ich das gemacht habe, würde ich ein zweites Buch anders angehen. Vor allem anders anfangen. Ich denke, ich hatte am Ende einen guten Arbeitsrhythmus. Nachdem ich mich durch die ersten zwanzig Seiten richtig durchgequält hatte, fielen die letzten vierzig viel leichter. Wenn ich die Zeit finde, würde ich gerne nächstes Jahr wieder etwas veröffentlichen, aber das wird etwas schwierig, weil ich ja auch noch meinen Unterhalt verdienen muß. In Südafrika kann ich nicht von meinen Comics leben.

PANEL: Was machst Du beruflich?

de Villiers: In den letzten zwei Jahren war ich im Prinzip arbeitslos. Ich habe auch freiberuflich an der Universität gelehrt. Die Bezahlung ist okay, aber reich wird man nicht. Man kommt gerade zurecht, und ich habe einen Partner, der mich unterstützt hat, als ich an dem Buch arbeitete. Aber ich war Dozentin für Grafik und Design an der Universität. Das werde ich auch tun, wenn ich nach Kapstadt ziehe, aber mehr auf Vollzeit-Basis, also wird es ein bisschen schwerer, nebenbei an einem Buch zu arbeiten. Immerhin gibt es Ferien und Freisemester, die man beantragen kann. Hin und wieder mache ich Auftragsarbeiten als Illustratorin und Designerin, ich habe auch bei einem Designer gearbeitet, als ich jünger war, so 20, 21. Das habe ich aber nicht wirklich gemocht. Also mache ich manchmal etwas in der Richtung für Geld, aber als ich an dem Buch arbeitete, war es zu ablenkend und zeitaufwendig, also habe ich nur noch hin und wieder gelehrt. Wenn Du vormittags lehrst, hast Du den Rest des Tages Zeit für Deine eigenen Sachen und hast am Ende des Monats sogar etwas Geld.

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